Galle / Gallenblase
Das Organ der Entscheidung, Zielstrebigkeit und der Treue zu sich selbst
Diagnostiziere ich bei meinen Patienten Stauungen in der Galle, so antworten sie oft: „Die habe ich aber nicht mehr“. Was operativ entnommen wurde, ist die Gallenblase. Es besteht allerding noch in vollem Umfang die Produktion von Gallensaft innerhalb der Leber. Lediglich das Eindicken der produzierten Galle und die bedarfsgerechte Bereitstellung sind nicht mehr gegeben.
Leber und Gallenblase werden in der westlichen sowie in der östlichen Medizin als eine Funktionseinheit gesehen. Die Galle scheidet Substanzen aus, die die Leber zur Entgiftung vorbereitet.
Zur Gallenblase gehören Entscheidungskraft und Zielstrebigkeit. Der Weg unseres Lebens enthält viele Gabelungen, an denen wir uns entscheiden müssen wie der eigene Weg weiter geht. Ist die Entscheidung endlich gefallen, nähren sich die Zweifel. Ist der Weg wirklich richtig, ist es mein eigener Weg oder wurde ich durch fremde Einflüsse irregeleitet? Dieser innere Konflikt einer Entscheidungsfindung ist ein Thema der Galle.
Die Wegwarte (Cichorium intybus urt.) ist die geeignete Pflanze, uns ins Hier und Jetzt zu bringen, raus aus der Vergangenheit und den Träumereien der Zukunft, rein in den Augenblick, in das Jetzt. In diesem Moment nimmt der Mensch seinen Standort wahr und realisiert sich als Teil der Existenz. Die Entscheidungsfindung kommt aus einem tiefen inneren Bewusstsein, aus der Treue zu sich selbst. Auf körperlicher Ebene regt die Wegwarte den Gallenfluss an. Sie hilft bei Milzbeschwerden und verdauungsbedingten Kopfschmerzen, die sich auf der Stirn oder an den Schläfen zeigen.
Galle – Milz / Pankreas
Im Rahmen der Funktionseinheit Leber/Galle ist die Galle für die Umsetzung der von der Leber getroffenen Entscheidungen hinsichtlich der Ausscheidungsvorgänge zuständig. Außerdem besteht noch eine sehr enge Verbundenheit zur Milz und zur Bauchspeicheldrüse. Die Milz bereitet die Gallesäfte vor in dem sie die alt gewordenen roten Blutkörperchen abbaut. Physiologisch betrachtet sind Bauchspeicheldrüse und Galle die „Hauptbesafter“ der Nahrungsmittel. Ihre Enzyme sorgen für die optimale Verdauung der aufgenommenen Nahrungsmittel.
Die Galle hat einen sehr engen Bezug zur Schilddrüse. Kann die Galle ihre eigene Störung nicht mehr ausgleichen, kommt es zur Belastung der Schilddrüse. Dieser Zusammenhang wird deutlich in der Redewendung „Ich habe so´n Hals“. Eigentlich ist damit gemeint, dass der Hals vor Wut anschwillt. Wut ist das Thema der Galle. Kann Wut nicht ausgedrückt werden, somatisiert sich diese seelische Blockade.
Galle und Schilddrüse verbindet das Element Eisen. Beide Organe sind am Eisenstoffwechsel beteiligt. Ein Eisenmangel im Blut kann Hinweis auf Störungen in Galle oder Schilddrüse sein. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion sollte der Speichereisenwert (Ferritin) im Blut untersucht werden. Er ist oftmals erniedrigt.
Auf körperlicher Ebene zeigen sich Störungen der Galle durch:
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien,
- Schilddrüsenstörungen, wie Hypothyreose oder Hyperthyreose
- Neurodermitis heiß und trocken,
- Colitis (Dickdarmentzündungen),
- Epilepsie,
- Obstipation (Verstopfung) oder Durchfall,
- Nebennierenschwäche,
- Pigmentstörungen der Haut,
- Nierenschwäche,
- Hypotonie (niedriger Blutdruck)
- Störungen der Augen, Makuladegeneration, Glaukom
- Tinnitus
- trockene Augen
Auf emotionaler Ebene zeigen sich Störungen der Galle durch:
- Überaktiv, Zappeligkeit, Hitzigkeit Aggressivität, Rücksichtslosigkeit
- gestörte Aufmerksamkeit (ADHS),
- Gleichgültigkeit,
- introvertiertes Verhalten
- Depression
- Wut und Aggression
Funktionseinheit Leber und Galle
In der chinesischen Medizin werden Funktionskreise beschrieben. Einer der Kreise beinhaltet Leber und Galle. Beide Organe gehören zum aufbauenden (anabolen) Stoffwechsel. Insbesondere in der reiferen Jugend (50 plus) machen sich Störungen dieses Systems bemerkbar. Es bestehen dann weniger anabole (Aufbau), stattdessen aber mehr katabole (Abbau) Stoffwechselvorgänge. Erkennbar ist das an nachlassender körperlicher Leistungsfähigkeit, zunehmendem Bluthochdruck, verminderter Sehfähigkeit, Osteoporose und mangelnder Entgiftung.
Die gute Nachricht: In der Medizin (Naturheilkunde) gibt es eine Vielzahl individueller Behandlungsmöglichkeiten, um das Gleichgewicht der Stoffwechselabläufe wieder herzustellen.